Data sein Fleck am Kühlergrill der Geschichte

© Felix Herzog

Wir bewegen uns heute auf gut ausgetretenen Pfaden… nicht nur, weil wir einen Planeten besuchen, den wir zusammen mit Captain Kirk und seinen Leuten schon vor ein paar Folgen betreten haben, sondern auch, weil wir uns heute mit einer klassischen Folge beschäftigen, die als eine der besten und beliebtesten in der Geschichte Star Treks gilt:

“Griff in die Geschichte / City on the Edge of Forever”

…aus der 1. Staffel der Original TV-Serie “Star Trek / Raumschiff Enterprise” von 1967.

Wir wollten mal wissen, was es mit dieser Beliebtheit auf sich hat:
Ist das wirklich eine der oder gar die beste Star Trek Folge aller (möglichen) Zeiten, als die sie bei sehr vielen Fans gilt? Ist die Liebesbeziehung zwischen Jim und Edith tatsächlich die beste TV-Romanze aller (möglichen) Zeiten oder wird sie überbewertet? Hatte Edith Keeler wirklich sterben müssen oder war sie das unnötigste Opfer aller (möglichen) Zeiten? Ist die alternative Geschichte, die Dr. McCoy auslöst, wirklich die plausibelste alternative Geschichte aller (möglichen) Zeiten?

Und was soll das eigentlich immer mit diesen möglichen Zeiten?!

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8 Antworten auf „Data sein Fleck am Kühlergrill der Geschichte“

  1. Hallo Leute!

    Mir hat eure Besprechung von “City on the Edge of Forever” gefallen. Ich finde nicht, dass sie unbedingt die BESTE Star Trek-Folge ist, aber sie gehört für mich definitiv zu DEN besten.

    Die Story ist keineswegs perfekt, mich stört v.a. die Hinleitung. Ein Arzt rammt sich nicht aus Versehen eine Spritze mit einer starken Arznei ins Bein, nicht mal ein Krankenpfleger in Ausbildung würde sich so dämlich anstellen! Anschließend gibt es an Bord der Enterprise weder Sicherheitsleute noch Einrichtungen (z.B. “Hi-Tec” wie verschließbare Türen), um den irre gewordenen McCoy festzuhalten. Die Energie zu den Transporterräumen kann man auch nicht abschalten, so dass sich der Verrückte mal eben auf den Planeten beamt. In anderen Episoden scannt Spock vom Orbit aus die Oberfläche einer Welt und stellt fest, dass dort unten nur noch zerstörte Städte, aber keine Lebewesen mehr existieren. Hier sind sie trotz der vielen Technik nicht in der Lage, McCoy auf einem unbewohnten Planeten aufzuspüren. Wenn sich die Crew professionell verhalten hätte, gäbe es diese Episode nicht, das muss man leider sagen. Kirks “Erklärung” für Spocks ungewöhnliches Erscheinungsbild (“Reispflücker”) kann ich nur mit der Sorglosigkeit bzw. Ignoranz erklären, die man in der Vergangenheit dem Thema “Rassismus” entgegenbrachte. Edith Keelers sehr naive Vorstellungen über die Zukunft der Menschheit verbuche ich als Gene Roddenberry-Holzhammer, den ich entweder akzeptiere oder kein TOS gucke.

    Jetzt habe ich viel darüber geschrieben, was mir an der Episode NICHT gefällt. Warum gehört sie trotzdem zu meinen Favoriten?

    Da ist zum einen die Beziehung zwischen Edith und Jim. Ich finde es tatsächlich glaubwürdig, dass er sich in sie verliebt. Jim Kirk ist ein Mann, der zwar hier und da Affären hat, seine Verführungskünste bei den Damen aber hauptsächlich zur Erreichung seiner Ziele (beschützen des Schiffes und der Crew) einsetzt. Hier sind die Voraussetzungen aber anders: Er und Spock befinden sich in einer misslichen Lage, aus der sie von Edith durch die Aufnahme in die Mission vorerst gerettet werden. Kirk, der meist aus einer Position der Stärke heraus agiert, ist zur Abwechslung auf die Hilfe einer Frau angewiesen. Diesen Rollentausch finde ich schon mal spannend. Ich kann mir gut vorstellen, wie er aus Dankbarkeit tiefere Gefühle für seine Beschützerin entwickelt. Klar, die ganze Story wird in kurzen 45 Minuten erzählt und mit dem Weichzeichner hat man es teilweise auch übertrieben, v.a. wenn Edith direkt in die Kamera blickt. Die Tragik, dass Ediths utopische Zukunftsvision nur durch ihren vorzeitigen Tod entstehen kann und Kirks Trauer um sie nehme ich den Autoren total ab. Ich weiß nicht, wann und von wem diese Story als “größte TV-Romanze aller Zeiten” bezeichnet wurde, aber das ist sie nicht. Dennoch halte ich sie in dieser Serie mit dem Charakter James Tiberius Kirk für besonders.

    Der zweite Punkt, der “The City on the Edge of Forever” zu einer hervorragenden Folge macht, ist das Triumvirat. Ich finde das Zusammenspiel zwischen Kirk und Spock toll und die Szene gegen Ende, als McCoy versucht Edith zu retten, er aber von Kirk zurückgehalten wird, ist eine der stärksten und besten Szenen in Star Trek. Sie wurde über die ganze Folge hinweg vorbereitet, ist super gespielt und stellt insgesamt einfach einen grandiosen Moment dar.

    Aus den vorherigen beiden Punkten ergibt sich der Grund, aus dem ich auch andere Zeitreisestorys in Star Trek wie “The Voyage Home” und “Yesterday’s Enterprise” so mag: Es ist eine Charaktergeschichte mit starken Charakterszenen und Charakterentwicklungen. Das Budget der Serie war niedrig, so dass keine aufwändigen Szenen gedreht werden konnten. Die Autoren mussten sich darum auf die Charaktere und die Story konzentrieren. Weil es das gibt, sehe ich über die Schwächen hinweg. Darum erinnere ich mich bei dieser Folge an die schönen Aspekte und nicht an die schlechten.

    In das Buch “Was wäre gewesen, wenn…?” habe ich auch mal reingeschmökert und fand es interessant. Ihr habt jetzt glaube ich schon mehrfach den Roman bzw. Film “Vaterland” erwähnt und sprecht hier über die kontrafaktische Geschichte. Wie ich in den “Kack&Sachgeschichten”-Podcast zum Thema “Science-Fiction-Filme” erfahren habe, gehören auch solche “Alternativweltgeschichten” zur Science Fiction. Beispiele dafür sind auch der Roman “The Man in the High Castle / Das Orakel vom Berge” von Philip K. Dick, der verfilmt wurde und heute in Form einer Fernsehserie bei Amazon Prime Video verfügbar ist. Euer Terminplan ist bestimmt schon ziemlich voll, trotzdem würde ich mich über einen Alternativwelt-Podcast freuen.

    LG
    Michael

    1. Nicht nur Du… 😉 aber Du hast Recht: der Plan ist schon ganz schön voll in nächster Zeit, trotzdem soll man nie nie sagen, denn Alternativwelten sind ja wirklich ein faszinierendes Thema, das geht mir genau so!

      Ich schmökere mich gerade durch eine Alternativwelt, die es in sich hat: die “Thursday Next”-Romanreihe von Jasper Fforde. Hard-SF wird man da vergebens suchen, aber clevere Fantastik bietet diese Welt im Übermaß. Absolut faszinierend!

  2. Hallo ihr Lieben,

    jetzt kam ich auch hierzu, eine schöne Folge, danke dafür.

    Ich musste nur einmal zucken als Edith Keeler als “ältere Frau“ benannt wurde. Joan Collins war 34… 🤭 …“älter“ wow 😬.

    LG 👋🏻🖖🏻😉

    1. Ups. Das hab ich gar nicht bemerkt, das ist mir entgangen.

      Ich hoffe, ich war das nicht selber, der den Lapsus begangen hat.
      In dem Fall kann ich nur vermuten, dass da mein unterbewusstes kindliches Ich gesprochen hat, das die Folge aus den Augen eines SEHR viel jüngeren Zuschauers gesehen hat (und wahrscheinlich auch Kirk als einen älteren Mann bezeichnet hätte.)

    2. MOMENT! Ich habe von einer älteren Frau die gebrechlich ist, gesprochen. Damit war Edith Keeler, wie sie in der Folge zu sehen war nicht gemeint. Einen Halbsatz vorher war sie noch querschnittsgelähmt. Es hat sich vor allem auf Menschen bezogen, die man aufgrund ihrer reinen Körperlichkeit gerne mal unterschätzt – und dazu zähle ich Edith Keeler, so wie sie in der Folge zu sehen ist, nun wirklich nicht. Wenn ich den Namen Mutter Theresa mit ins Spiel gebracht hätte wäre es vielleicht deutlich geworden. Leider neige ich dazu nur die Hälfte dessen was ich mir gerade Denke auch zu verbalisieren.

      1. Stimmt, jetzt erinnere ich mich auch wieder: wir hatten über die Möglichkeit gesprochen, dass Edith Keeler durch den Sturz auf der Treppe, den Kirk verhindert (und den er in der Original-Story geschehen lässt), querschnittsgelähmt werden könnte und was sie in einem solchen Fall noch hätte ausrichten können. In diesem Zusammenhang war diese Bezeichnung nicht auf die Joan Collins gerichtet, die in der Serie zu sehen war, sondern auf eine mögliche, ältere, körperbehinderte Edith Keeler, die zwar überlebt, aber sich die Frage stellt, ob sie dann ihr Leben möglicherweise ohne den großen Einfluss weiter leben hätte müssen, den sie sonst durch ihr Überleben (durch McCoys Eingreifen) ausgeübt hätte. (Ich bin ja der Meinung, dass sie auch in dem Fall sehr wohl noch hätte großen Einfluss üben können, nur eben auf andere, weniger aktive Art und Weise.)

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