Data sein Märchen von Vorgestern

(C) Felix Herzog

Unsere (voraussichtlich) letzte Folge in diesem Jahr erzählt ein Märchen von vorgestern:

RAUMPATROUILLE – Die fantastischen Abenteuer des Raumschiffs ORION”

Felo hat sich zusammen mit einem Erstseher von 1966 (seinem Papa!) ein paar Folgen davon angeschaut. Nun unterhalten sie sich über Kinder ihrer Zeit, den Geist der 60er Jahre, Befehlsübertretungen, Kadavergehorsam, alte Generäle, Protzgehabe, den Unterschied zwischen Sein und Sollen, alte Fernsehserien, faschistoide Impressionen, französische Popmusik…

…und ganz generell über ihre Eindrücke der Serie.

Mario de Monti (Wolfgang Völz), Major Cliff Allister McLane (Dietmar Schönherr), Tamara Jagellowsk (Eva Pflug), Atan Shubashi (Friedrich G. Beckhaus) und Helga Legrelle (Ursula Lillig) (Bild: Oliver Berg, dpa)

Data sein Bücherregal:

“Briefe in die chinesische Vergangenheit” von Herbert Rosendorfer

Data seine Links:

8 Antworten auf „Data sein Märchen von Vorgestern“

  1. Hallo Felo und Felo sein Papa!

    Ich hatte mir als Kind auch “Raumpatroille Orion” angeschaut, bin aber nie über die ersten 2 oder 3 Folgen hinausgekommen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich schon lange vorher die US-amerikanischen Produktionen wie “Star Trek”, “Star Wars” und die Originalserie von “Battlestar Galactica” kannte. Die waren mir einfach viel lieber als das steife, militärische Gehabe von McLane & Co. Thematisch gesehen liegen diese Serien bzw. SciFi-Universen nahe beieinander. Es geht ja immer irgendwie um Bösewichte und Krieg und Schwarz-Weiß-Filme aus den 40iger und 50iger Jahren mag ich durchaus auch. Trotzdem beschlich mich bei der Serie ein Gefühl von “naja, die Deutschen haben es eben auch mal probiert”.

    Den angesprochenen faschistoiden Militarismus erkenne ich auch in der Heftromanserie “Perry Rhodan”: Am Anfang stellt der titelgebende Held den Kontakt zu einer mächtigen, außerirdischen Zivilisation her und verhindert den Ausbruch des 3. Weltkrieges auf der Erde. Die Menschheit wird im “Solaren Imperium” vereint und besiedelt ferne Planeten. Insofern kann man von einer Utopie sprechen. Schon bald geht es aber wieder sehr militärisch zu, als feindselige Aliens angreifen. Ihr habt recht, jede Geschichte ist ein Kind ihrer Zeit. Man kann aus jeder Geschichte viel über die Menschen und ihre Wertvorstellungen in der Zeit erfahren, in der sie geschrieben wurde. Ich frage mich, wie künftige Generationen auf das späte 20. und frühe 21. Jahrhundert zurückblicken werden.

    Ich glaube auch, dass Menschen im Laufe ihres Lebens tendenziell konservativere und reaktionäre Ansichten entwickeln. Nicht umsonst gibt es den Spruch “Wer in jungen Jahren nicht links ist, hat kein Herz und wer im Alter nicht rechts ist, hat keinen Verstand.”

    LL&P

    Michael

    1. Ich gebe zu, dass das einer(!) der Gründe ist, mich weiter in die Perry Rhodan Welt vorzuwagen. Vielleicht tue ich der Reihe damit ja auch unrecht, mein erster Eindruck war kein besonders positiver, da hab ich das Mammuthwerk der Silberbände erst mal auf die lange Bank geschoben. Irgendwann werde ich hoffentlich mal dazu kommen, meine Vor-Urteile in Sachen Perry Rhodan zu revidieren (oder im ungünstigsten Fall: erhärten.)

      “Wer in jungen Jahren nicht links ist, hat kein Herz und wer im Alter nicht rechts ist, hat keinen Verstand.”
      Interessant: ich kenne den Ausspruch und die damit verbundene Aussage, und hatte eigentlich auch immer gedacht, dass es sich auch tatsächlich ziemlich genau so verhält, erlebe aber seit Jahren eine eher gegenteiligen Eindruck: die (von mir aus gesehen) ältere Generation in meinem Umfeld scheint sich im allgemeinen im Alter eher von rechts nach links zu bewegen. Vielleicht aber auch nur meiner damals jugendlichen Ignoranz verschuldet, dass ich mir meist nicht so die Mühe gemacht habe, “ältere” Menschen besser kennenzulernen, sondern deren Ansichten möglicherweise glatt als “erzkonservativ” in eine Schublade gepackt habe, weil das meiner jugendlichen Rebellions-Haltung am ehesten gedient hat: es hat mir ein einfaches Feindbild geliefert.
      Wie es sich nun wirklich verhält, kann ich so aus der hohlen Hand heraus nicht sagen, auch in eigener Retrospektive. Ich bleib da mal dran. 😉

  2. Hallo!
    Bitte bekommt mich nicht in den falschen Hals, aber diese Sendung fand ich grenzwertig. Habe ich das richtig verstanden, dass ihr nur zwei Folgen gesehen habt und dann noch nicht mal wusstet, wer mitspielt? Ts ts ts…
    Und dann der alte Vorwurf, die Serie wäre “faschistoid” gewesen! Okay, die Orion ist Teil einer militärischen Organisation. Allerdings wird gerade McLane als einer gezeigt, der Befehle grundsätzlich in Frage stellt. Und die Militärs selber, ihr habt es gesagt, erscheinen eher unfähig, gewissermaßen als eine Parodie. Ihr habt doch auch die Szene geschildert, in der McLane seinem Astrogator vorwirft, er hätte viel früher die Entscheidung treffen müssen, das Kraftfeld abzuschalten.
    Nicht zuletzt darin sehe ich die Stärke der Raumpatrouille, die sie auch heute noch sehenswert macht.
    Der einzige, der etwas Format zeigt, ist ausgerechnet der Geheimdienstchef, der ständig zur Besonnenheit mahnt.
    Leider ist eine Fortsetzung heute unwahrscheinlicher denn je. Die einen Sender wollen etwas “familienfreundlicheres”, die anderen irgendeine Hau drauf-Action. So etwas wie die “Trek Wars-Filme” und Discovery kommt ja nicht von ungefähr.
    Natürlich gibt es auch einiges an der Raumpatrouille zu kritisieren. Ein “gigantisches Sicherheitssystem” schützt die Erde vor “Bedrohungen aus dem All”. Vor welchen? Als tatsächlich solche Bedrohungen auftreten sind alle total überrascht und hilflos.
    Und es werden locker Begriffe verwechselt. Immer wird gleich von der Galaxis gesprochen, wo der Feind doch schon mitten in unserem Sonnensystem auftaucht. Ein aus der Bahn geworfener Planet wird mal eben zu einer “Supernova”, die erheblich mehr zerstört hätte, als nur die Erde (nur fürs Protokoll: eine ähnliche Taktik sieht man schon in dem Film “Metaluna IV antwortet nicht”/”This Island Earth”).
    Interessanterweise wurden damals weder konkrete Angaben zu der Ausdehnung des irdischen Einflussbereichs gemacht, noch zur Zeit, in der es spielt. Es war halt ein Märchen. Das Jahr 3000 kam irgendwann später dazu, vielleicht in den Romanen, die die Serie beinhalteten und später fortschrieben. Heute sieht die Technik ja schon total veraltet aus mit all den Drehreglern und Hebeln. Da sieht ja schon Kirks Enterprise moderner aus.
    Also, netter Versuch, aber mehr als ein kleiner, subjektiver Eindruck wäre schon schön gewesen.
    P.s., die Titelmusik der Raumpatrouille ist beinahe schon klassisch. Auf YouTube gibt es wohl ein Dutzend verschiedener Versionen, z.B. von Polkaholix oder den Rheinsirenen. Besonders gefällt mir die Version von Täterää, aufgenommen in Hamburg in Planten und Blomen.

    1. Valider Einwand. Aber bedenke bitte, das sollte nie eine fundierte Abhandlung der Serie werden, dafür hätten uns die Umstände gar keine Zeit gelassen: Familientreffen, kurz vor Weihnachten, und mehr aus dem Stegreif quasi aus dem elterlichen Wohnzimmer heraus mit einem Podcast-Unerfahrenen Gast, da wollte ich “so zwischen den Terminen” auch gar nicht mehr machen als eine ganz kurze, zugegeben oberflächlich wirkende Eindrucksschilderung.
      Hätten wir die Folge regulär in unserem Programm gehabt, wäre mit Sicherheit was anderes, fundierteres, tiefgreifenderes draus geworden (aber auch dann könnte ich nicht garantieren, dass ich Namen, die mir im Moment vor der Aufnahme noch auf der Zunge lagen, nicht plötzlich verschwunden sind. Das alte Podcaster-Problem, das ich fast in jeder Folge mindestens ein mal habe. 😉 ) So habe ich mich eher auf die Eindrücke eingelassen, die meinem Vater als jemandem, der die Zeit aktiv miterlebt hat, und dem da natürlich viel lebhaftere Erinnerungen (eben auch negative, von Fans ungeliebte) wach gerufen werden, als wenn man die betreffende Epoche und ihre Eigenheiten evtl. nur aus zweiter Hand kennt.
      Natürlich ist so was für einen Fan unbefriedigend, das hätte ich mir eigentlich denken können (und evtl. im Podcast vorwarnen), geht es mir doch ganz genauso, wenn ich mir z.B. eine entsprechend oberflächlich ausarbeitete Podcastfolge, Video o.ä. zu Star Trek anschaue. Da schwillt einem Fan verständlicherweise schnell der Kamm, das geht mir auch so.

      Was den unter Fans so ungeliebten Vorwurf an die Serie betrifft, einen faschistoiden Eindruck zu wecken: ich hoffe, Dir damit nicht nahe zu treten, aber zu dem Vorwurf stehe ich nach wie vor.
      Nur weil man als Fan einen Vorwurf an das eigene Fan-Objekt nicht gerne hört, sei es, weil man anderer Meinung ist, sei es, weil man es einfach schon viel zu oft gehört und damit satt hat, muss das deswegen noch lange nicht bedeuten, dass der Vorwurf a) nicht trotzdem seine Berechtigung haben kann und b) nicht mehr angebracht werden darf, nur weil der in Fankreisen schon rauf und runter diskutiert und damit “längst abgehakt” wurde. (Das ist mir in meinen eigenen Fan-Kreisen nämlich viel zu oft auch schon negativ aufgefallen.) Wenn es einen Vorwurf gibt, soll und muss der angebracht werden dürfen, und nicht verschwiegen werden, nur weil man ihn schon viel zu oft gehört hat. Das ist im realen Leben auch nicht anders. Erst wenn ein beklagenswerter Umstand behoben wurde (zugegeben, bei einer alten TV-Serie nicht sehr praktikabel 😉 ), kann man sich den alten Vorwurf ersparen, aber nicht nur, weil alle keine Lust mehr haben, sich den Vorwurf anzuhören.
      Das wir mit dem Thema differenzierter hätten umgehen können, da magst du allerdings durchaus recht haben. Das nehme ich als Kritik auf jeden Fall an.

      Ich hoffe, ich habe Dich jetzt nicht endgültig vergrault. Ich schätze es durchaus, negative Kritik zu bekommen (und werde mir das, was du schreibst, auch zu Herzen nehmen), vor allem, wenn sie, wie in Deinem Fall höflich und konstruktiv ist.
      Vielleicht findest du ja noch die ein oder andere Folge, die Dir mehr zusagt (wir nehmen ja auch mit unterschiedlichen Teams auf, das kann auch u.U. noch den entscheidenden Unterschied bringen.)

      1. Hallo Felo,
        danke für deine ausführliche Antwort. Ja, “faschistoid” – was ist das eigentlich? Ich würde das mit “totalitärer Gewaltherrschaft, Unterdrückung” gleichsetzen. Zwar kommen hier immer wieder Worte vor wie “Eliminieren” und “Overkill”. Das liegt natürlich daran, dass die Serie im militärischen Bereich spielt. Im Lauf der Handlung wird aber immer wieder gezeigt, wie “McLane und seine Bande” auf eigene Faust handeln – und damit durchkommen. In Star Trek wird da schon mal die Todesstrafe angedroht…
        Übrigens ist die Bundeswehr auch eine Armee, die trotz gewisser Vorkommnisse nicht im Verdacht steht, eine faschistische Regierung zu unterstützen.
        In einem Kommentar wurde die Raumpatrouille sogar als eher links eingeordnet. Aber natürlich, bei oberflächlichen Sehen bleibt wohl nur das äußerliche hängen. Da war es für mich keine Frage, ob mir der Begriff “gefällt”, sondern ob ich ihm nach Prüfung der Fakten zustimmen kann.
        Links und Rechts sind auch eher unbestimmte Begriffe, etwa progressiv, sozial gegen konservativ, besitzwahrend. Und je älter man wird, desto weniger mag man Veränderungen (Hust, hust). Heutzutage, vielleicht im Rahmen des Umweltschutzes und von Jugendarbeitslosigkeit verschwimmen die Fronten mehr und mehr.
        Vielleicht schaffst du es ja irgendwann, dir etwas mehr von der Raumpatrouille anzutun. Sind doch nur sieben Folgen!
        Viel Spaß!

        1. Ich würde faschistoid nicht mit Faschismus gleichsetzen wollen. Das eine sehe ich als die Tendenz, das andere als die konkrete Ausführung. Totalitäre Gewaltherrschaft fällt für mich dann aber doch unter die zweite Kathegorie.
          Ich hoffe, wir haben das nicht allzu unklar formuliert, aber ich sehe in der Gesellschaftsform, die die Raumpatrouille beschreibt, keinen Faschismus, ich beobachte lediglich in den Manierismen der Charaktere der Serie stark faschistoide Züge – wahrscheinlich mehr geprägt durch die Zeit, in der die Serie produziert wurde, als durch die Intention der Macher der Serie. Auch in Star Trek gab es zu der Zeit diese Klänge (Todesstrafe auf Befehlsverweigerung, wie Du oben geschrieben hast, ist etwas, das ich eigentlich nur aus Star Trek TOS kenne, da ist es aber berüchtigt: die Doppelfolge “Talos IV _ Tabu”) – und Roddenberry hatte definitiv ganz andere Intentionen für seine Zukunftsvision gehabt.

  3. Das war eine sehr schöne Folge. Zum einen hat sie mich sanft an die Raumpatrouille erinnert, die ich schon lange nicht mehr sah. Zum anderen perlte eure Aufnahmesituation auf mich als Zuhörer über: Familienzusammenkunft, in dieser magisch-stressfreien Zeit zwischen Weihnachten und Silvester, (gefühlt) spät abends, alle anderen im Bett. Eine Wohltat zu hören.

    Felo, bitte richte Deinem Vater aus, dass er ein ganz reizend verschmitzter Podgast ist. Gerne wieder.

    – Sebastian

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