Tea, Earl Grey, Decaf (4)

Data sein Picard-Podcast

(C) Felix Herzog

Legolas Neffe trifft Prinzessin Mononoke… trifft Peter Griffin trifft Axl Heck… trifft… äh… trifft auf 4 leicht überforderte Podcaster, die bei ihrer aufreibenden Tour de Force durch die 1. Staffel von Star Trek Picard (ohne Verschnauf- und Essens-Pause mit Einhornhasen-Pizza!) über die nächsten zwei Etappen reden wollen, die Episoden Nummer 6 und 7…

Die Geheimnisvolle Box / The Impossible Box & Nepenthe

Picard seine Links:

14 Antworten auf „Tea, Earl Grey, Decaf (4)“

  1. Hallo Leute!

    Schön, dass ihr euch so regelmäßig der Besprechung von PICARD widmet. Danke dafür! 😄

    Eric und Daniel vom Federation Cast haben sich mit ihrem “viralen Marketing” (NICHT das virale Marketing vom Todesstern) zum Gesprächsthema Nr. 1 gemacht.

    3,5 h Podcast anhören wird zwar einige Zeit in Anspruch nehmen, aber ich packe es heute noch an. Danach melde ich mich wieder!

    Bis bald,

    Michael

    1. Und wozu?
      Zu Recht natürlich!

      (…also, äh… Eric und Daniel, meine ich, haben sich… äh… ach, meine spontanen Erwiderungen lassen heute noch mehr zu wünschen übrig als sonst auch schon.)

  2. Hallo Tanja, Hallo Markus, Hallo Thure und Hallo Felo!

    Ihr sagt es schon: Jean-Luc Picard ist in dieser Serie ein Arschloch.

    === Im Jahr 2387… ===

    Jean-Luc Picard, ein Sternenflottenadmiral im Outfit des Bösewichtes Belloq aus “Raiders of the Lost Arc”, versprach dem jungen Elnor auf Vashti, ihn wieder zu besuchen. Dabei wurde er gewarnt, dass Versprechen Gefängnisse sind. Trotzdem machte er Versprechen, um sie anschließend zu brechen. Picard pokerte hoch, als er der Sternenflotte seinen Rücktritt anbot und verlor, weil das Angebot frecherweise akzeptiert wurde. Seine Erste Offizierin und Freundin Raffi entließ man daraufhin ebenfalls, was ich nicht nachvollziehen kann. Es wäre logisch gewesen, sie zu befördern und IHR Picards Position anzubieten. Fest steht jedenfalls, dass Picard sie im Anschluss daran 14 Jahre lang im Stich ließ, auf seinem Weingut saß, in Selbstmitleid versank und das ganze Universum um sich herum vergaß.

    === 14 Jahre später… ===

    Picard gibt ein Interview, in dem er die Sternenflotte scharf angreift und bildet sich nach Dahjs Tod trotzdem ein, er könnte einfach so zum HQ marschieren, um dort für seine private Mission ein Raumschiff inkl. Crew anzufordern. Auf Vashti beginnt Picard nach seiner Rückkehr – wohlgemerkt 14 Jahre später! – einen Streit mit Romulanern, obwohl er alt und todkrank ist und keinen Kampf überstehen kann. Den Vorwürfen des ehemaligen romulanischen Senators Adrev hat er nichts entgegenzusetzen, weil sie einfach der Wahrheit entsprechen. Jean-Luc Picard lässt sich anschließend von Elnor aus seiner misslichen Lage, in die er sich ganz allein gebracht hat, retten und macht weist ihn sofort zurecht. Klar, die Tötung des Ex-Senators ist übertrieben. Dennoch: Elnor hat ihm gerade das Leben gerettet! Schließlich wäre es nie so weit gekommen, hätte Picard mit seiner Arschloch-Haltung die Romulaner, die allen Grund haben, ihm feindlich gegenüberzustehen, nicht zusätzlich provoziert und verärgert. In “Stardust City Rag” überläßt er Seven großzügig zwei von Rios Phasergewehren, damit sie ihre Rache ausführen kann. Wow, Jean-Luc fühlt sich auf der von ihm gecharterten La Sirena schon wie zuhause! Man kann argumentieren, er habe sich damit an einem Mord mitschuldig gemacht. Seven tötet auf Freecloud nicht nur Bjayzl, sondern auch ihre Angestellten. Wenn dort zufällig ein Barkeeper stand, der mit Bjayzls Machenschaften nichts zu tun hatte, der Rampage-Seven aber irgendwie verdächtig vorkam, dann musste er eben dran glauben, Pech gehabt! Nachdem sich Raffi für Picard selbst fertig macht, fängt er, großherzig wie er ist, an zu klatschen. Einen Dank hat Raffi natürlich nicht verdient, schließlich hat sie sich ihm freiwillig angeschlossen und für ihn ein Raumschiff mit Pilot organisiert! Auf Nepenthe geht es weiter mit Picards arschigem Verhalten. Zuerst weist er Kestra darauf hin, dass Data Sojis Vater ist, was Soji verständlicherweise ärgert. Danach verstärkt er Sojis Zweifel auch noch, indem er behauptet, alles wäre nur ein Plan gewesen und sie dürfe überhaupt niemandem vertrauen.

    Das ist das bisher letzte Puzzleteil in einer langen Reihe von Jean-Lucs arschigen Aktionen. Ich finde es schlimm, dass all das folgenlos bleibt. Ja, Bill und Deanna waschen ihm den Kopf, weil er bei Soji schon wieder Scheiße gebaut hat. Bill spricht ja nicht umsonst von Picards typischer Arroganz. Trotzdem wird in den Szenen mit Bill und Deanna versucht, eine Idylle aufzubauen. Ich habe das auch in einigen Momenten gesehen und der Fanservice hat funktioniert. Andererseits fällt es mir schwer, in dieser Story einen roten Faden zu finden oder sie irgendwie einzuordnen. Für das Ehepaar Troi-Riker und Kestra ist Jean-Luc Picard ein guter Freund, aber ich möchte ihm für seine “Verdienste” in den letzten 14 Jahren (+ die paar Wochen seit dem Serienstart) sehr gerne eine saftige Backpfeife verpassen. Falls das von den Autoren nicht beabsichtigt war, habe ich die Serie leider missverstanden. Erklären kann ich es mir nur mit seiner Krankheit. Andererseits kann es auch sein, dass er schon immer so war.

    Ich vermute, dass Jean-Luc Picard durch seine zahlreichen, traumatischen Erlebnisse während seiner Zeit als Captain der USS Enterprise-D (Assimilierung durch die Borg, Folter durch die Cardassianer, ein zweites Leben auf einem fernen Planeten in einer fremden Kultur, ein zweites Leben ohne künstliches Herz, eine Anklage durch Badmiral Satie, Zeitreisen durch drei Zeitabschnitte im Serienfinale und den Tod seines Bruders und seines Neffen in “Generations”) psychische und physische Schäden erlitten hat. Die erste Auswirkung davon waren übertriebene Risikofreudigkeit, wodurch er zum “Action-Picard” mutierte. Deshalb kämpfte er im fortgeschrittenen Alter als Actionheld gegen Bösewichte wie die Borg-Queen und Ru’afo. In Nemesis heizte er dann mit seinem Buggy durch eine Wüste. Dieses merkwürdige Verhalten führte bei seinen treuen Freunden (also bei uns) schon damals zu einer Menge Irritationen. 14 Jahre im Chateau hocken und Wein trinken haben ihm bestimmt auch nicht gut getan. Mich wundert es nicht, dass er jetzt schwer krank ist!

    Das Kennenlernen und Anfreunden von Soji und Kestra gefiel mir an “Nepenthe” mit Abstand am besten. Lulu Wilson (Kestra) und Ella Gross (junge Soji) sind großartige Darstellerinnen!

    Markus, ich hatte dasselbe Problem wie du: Die idyllischen Szenen auf Nepenthe passen nicht zum düsteren Borg-Kubus. Das war natürlich beabsichtigt, aber es reißt mich einfach jedesmal aus der Handlung. Ähnlich ging es mir in “Stardust City Rag”: Brutalität auf der einen Seite, alberner Kinderfasching auf der anderen Seite. Wenn sich die Serie so stark auf die alten Serien bezieht, dann möchte ich bitte eine Episode sehen, in der die Charaktere zur Abwechslung mal NICHT versuchen, das Universum zu retten, sondern ihre persönlichen Probleme lösen! TNG, DS9, VOY haben solche Folgen. Da sitzt man zusammen und diskutiert über einen Sachverhalt, z.B.: “Ist Data Eigentum der Sternenflotte oder ein eigenständiges, fühlendes Wesen?” oder “Wie kann Nog sein Kriegstrauma verarbeiten?” oder “Darf ein Q Suizid begehen?”. Logisch, diese Episoden gehören zu den besten STAR TREK-Folgen und die neue Serie hat vielleicht noch nicht genug Stoff, um so etwas zu erzählen. Dennoch spielt man auf der Klavitatur des Fanservice und schlägt darauf Töne an, die des Trekkies’ Herz berühren sollen. Die großen Themen aus der Pilotfolge wie Rassismus, Zersplitterung der Föderation und synthetische Lebensformen wurden zwar angerissen, aber sie verlieren sich in einer zerfledderten Story voller loser Enden.

    Ist euch aufgefallen, wie viele Charaktere in der Serie schon getötet wurden? Da wären in Folge 1 zunächst mal Soji und ihr Freund, der nie einen Namen geschweigedenn eine Hintergrundgeschichte bekam. Wahrscheinlich war er einfach nicht wichtig genug. Dann starben ein paar der romulanischen Attentäter beim Angriff auf Soji. In Folge 2 werden die Menschen auf Utopia Planitia von F8 getötet. Folge 3 zeigt uns den Angriff auf das Chateau, bei dem wieder romulanische Attentäter sterben. In Folge 4 enthauptet Elnor den ehemaligen romulanischen Senator Adrev. Die bisher brutalsten Szenen gibt es in Folge 5, wo Icheb, Vup, Bjayzl und einige andere ihrer Angestellten/Handlanger sowie Maddox ins Gras beißen. Elnor darf sich in Folge 6 auf dem Artefakt durch die Reihen der Romulaner schnetzeln. Auch in Folge 7 wird wieder fleißig gemordet + gestorben: Die XBs, Hugh und ein paar Romulaner müssen dran glauben. Den genauen “Body Count” müsste ich durch wiederholten Ansehen der Folgen ermitteln, aber fest steht: In den bisherigen sieben Episoden der Serie STAR TREK: PICARD wird in jeder einzelnen Folge mindestens ein Charakter auf teilweise extrem brutale und grausame Art getötet. Dieses “Verheizen” der Figuren ging mir schon in DISCO auf den Sack und hier ist es nicht besser. Warum darf ich Soji und ihren Freund nicht erstmal kennenlernen? Wieso setzt sich Picard nicht mit Adrev auseinander? Icheb musste sterben, damit Seven einen triftigen Grund hat, um sich an Bjayzl zu rächen, ok. Aber warum durfte ich die beiden nicht wenigstens in ein paar Szenen zusammen sehen? Neue Zuschauer oder diejenigen, die Icheb nicht mehr aus VOY kennen, verstehen die Beziehung der beiden doch überhaupt nicht! Mir kommt es so vor, als ob die Charaktere den Autoren einfach komplett egal sind.

    Nicht nur die Charaktere sind egal, sondern auch ihre Eigenschaften. Vup kann spüren, wenn eine Person lügt. Das ist aber kein Problem, denn die gute Raffi hat gleich ein Mittelchen parat, das sie Rios injiziert und damit ist der Drops gelutscht. Der Zhat Vash wird als geheime Eliteeinheit des (ehemaligen?) romulanischen Imperiums eingeführt. Wir sehen aber ständig, wie die Agenten des ach-so-krassen Zhat Vash getötet werden! Sie können also keine tollen Soldaten sein, denn selbst die beiden Ex-Tal Shiar in Rente sind zusammen mit dem alten Ex-Admiral der Sternenflotte und der schüchternen Kybernetikerin in der Lage, eine ganze Angriffstruppe des Zhat Vash zu besiegen! Narissa ist das nächste Problem. Sie ist eindimensional-böse, brutal und hat keine Geduld, konnte sich aber dennoch an die Spitze einer Eliteeinheit hocharbeiten. Wie hat sie das bitte geschafft? Für mich passt das nicht zusammen. Es wird zu viel Zeit auf Narissa und Narek verschwendet, obwohl die beiden zusammen gerade genug Story für einen Bierdeckel hergeben. Der angebliche Super-Ninja Elnor dient in “Absolute Candor” als Erinnerung an Picards Verfehlungen in der Vergangenheit und später als Retter in der Not, in “Stardust City Rag” als Comic Relief und in “Neptenthe” als Idiot, der trotz seiner tollen Kämpferfähigkeiten nicht in der Lage ist, die XBs und Hugh zu retten. Commodore Oh fällt auch in die Kategorie der eindimensionalen, uninteressanten Charaktere, die viel zu viel Screen Time bekommen. Mir tun die Darsteller Peyton List (Narissa), Harry Treadaway (Narek), Evan Evagora (Elnor) und Tamlyn Tomita (Oh) wirklich leid! Stattdessen werden spannende Figuren wie Soji, Icheb und Hugh einfach ermordet. Wer waren Sojis Freunde auf der Erde? Wer hat sie am Daystrom-Institut eingestellt? Was haben Seven und Icheb seit dem Ende von VOY zusammen erlebt? Wer hat Hugh wo, wie und warum von seinen Borg-Implantaten befreit? Wie wurde er Direktor des Rückgewinnungsprojektes? Fanservice könnte doch auch darin bestehen, solche Dinge zu erklären! Über das Rückgewinnungsprojekt haben wir übrigens immer noch sehr wenig erfahren! Woher kommt der Kubus? Wie steht es um das Borg-Kollektiv? Gibt es im Delta-Quadranten noch eine Borg-Queen? Und so weiter, und so weiter. Fragen über Fragen!

    Ihr sagt es schon: Alle Charaktere sind in irgendeiner Weise gebrochen. Und weil jeder sein Päckchen zu tragen hat, müssen natürlich auch die Troi-Rikers mit dem Tod ihres Sohnes ein persönliches Trauma verarbeiten. Das wird wahrscheinlich so laufen wie mit Raffis Sohn, der bisher nur in einer kleinen Szene erwähnt wurde. Oder wie mit Rios’ ehemaligem Captain, über den wir so gut wie nichts wissen. Oder wie mit Maddox, von dessen Beziehung zu Jurati wir nur aus einem kurzen Videoausschnitt kennen.

    Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Anschauen der 1. Staffel von DISCO. Nach der 14. Folge “The War Without, The War Within” überlegte ich fieberhaft, wie diese Staffel zu Ende gebracht werden soll. Die Discovery ist jetzt “Burnham sei Dank” wieder in ihrem Universum, aber leider, leider kommt sie neun Monate zu spät und kann den Kriegsverlauf nicht mehr beeinflussen! Wie kann DAS bloß gelöst werden? Hmmm, wie wäre es denn mit einer *Trommelwirbel* ZEITREISE? Am Ende wurde ich mit dem Finale in “Will You Take My Hand”… ähm… “beglückt”. Ihr seid jetzt gegen Ende der 1. Staffel von PICARD auch am Spekulieren und kommt auf solche “Ausreden” (die Ausreden kommen nicht von euch, sondern von den Autoren!) wie Spiegeluniversum, Zeitreise usw.! Es wird immer abstruser…

    Tanja, beim Discovery Panel hatte ein Hörer dieselbe Befürchtung wie du bezüglich einer Verschmelzung der Storys von DISCO und PICARD. Er fände es doof, Hörerin Jaqueline fände es doof und ich fände es auch doof. Ich denke, es ist ein Armutszeugnis für die Autoren, wenn die Trekkies genau wie beim verkorksten DISCO auf solche Ideen kommen. Meine Fan-Theorie ist: Die Ex-Imperatorin Philippa Georgiou aus dem Mirror Universe reist ins Jahr 2399. Sie und JL lernen sich kennen und schlafen miteinander. Im Kontext von “New Trek” halte ich das traurigerweise tatsächlich für realistisch.

    Die unterschiedliche Insenzierung und Erzählgeschwindigkeit stört mich auch. In Folge 1 fand ich es z.B. sehr schön, wie Picard mit Soji redet. Ich weiß, wo sie sich befinden und wie die Szene aufgebaut ist und kann der Handlung dadurch gut folgen. Die Szene in Folge 7, in der die XBs erschossen werden, erinnert mich wieder an das viel zu schnell geschnittene und darum unübersichtliche DISCO.

    Den Trailer zur 8. Folge habe ich schon gesehen. Mir schwant Böses oder, um es mit einem Spruch aus dem anderen Mega-Franchise mit dem Wort “STAR” im Titel auszudrücken: “Ich hab’ da ein ganz mieses Gefühl!”

    Bei “The Orville” habe ich ein großes Problem mit dem Humor von Seth McFarlane und die Art, wie er sich an STAR TREK bedient. Es ist eine Fan-Serie und wirkt auch so. Storys aus STAR TREK und kindischer Humor mit Pimmelwitzen. Wer’s mag.

    Seit TNG wurde jede STAR TREK-Serie scharf kritisiert. Und ja, Fans sind generell schwierig zufrieden zu stellen! Ich kann auch nur meine persönliche Meinung abgeben. Die ist zwar genauso legitim ist wie die Meinung jedes anderen Zuschauers, aber eben auch nicht “der Weisheit letzter Schluss”. DS9 macht mir immer noch viel Spaß, obwohl ich die Serie schon lange kenne. Das zeigt mir, wie gut die Serie zu mir passt. Ich stelle z.B. die Gründer und Odo nicht in Frage, obwohl es da auch viele Unklarheiten gibt. Ihr habt recht, wenn ich mit einer positiven Grundhaltung an die Serie herangehe, gefällt sie mir von vorneherein besser. Die Serie mit ihren Charakteren ist für mich ein treuer Begleiter und das gefällt mir sehr. Ich weiß, dass ich dort nichts Neues sehen werde, aber das alte, das ich sehe, mag ich. Besser kann ich es nicht beschreiben.

    LL&P

    Michael

        1. Lass mir ein wenig Zeit, Du hast da echt was ausgehauen und ich bin alt und bei weitem nicht so sprachgewandt wie Felo 😉

          Wie schon geschrieben – teile ich Deine Wahrnehmung im Großen und Ganzen. Ich bin ich mir gerade auch nicht sicher ob es wirklich auf einen Widerspruch, oder vielmehr auf eine Ergänzung hinausläuft.

          Was mich zusätzlich noch nervt ist, dass Die Serie einiges noch versucht zu legitimieren – oder in die Ecke ‘ist-doch-nicht-so-schlimm’ zu stellen. Als Beispiel das von Dir angesprochene Massaker auf Freecloud durch Seven: Die ‘Unschuldigen’ werden in Sicherheit gebracht, so dass nur die ‘Schuldigen’ umgebracht werden können, damit diese Rache auf jedem Fall eine ‘gerechte’ Rache bleibt.

          Auch die Motivation – der gewaltsame Tot ihres angenommen Sohnes – der bis zu diesem Punkt einzig und allein als Vorbereitung zu dieser Rache dient hat, hat für mich einen seltsamen Beigeschmack.
          Insgesamt Zweifel ich die erzählerische Notwendigkeit für die ganzen Konstruktion an. Was wäre mit der Folge passiert, wenn wir darauf verzichtet hätten? Man hätte trotzdem Bruce Maddox retten müssen, Seven wäre trotzdem bei den Rangern, Seven hätte auch ohne ihren Verlust einem Motiv die Gangster hochzunehmen, auch ohne ihren persönlichen Verlust. Es bleibt ja die Tatsache, dass diese Personen ehemalige Borg ausweiden und stückchenweise verkaufen.

          Deine Hinweise mit Picards vielen Traumas finde ich Super, vor allem weil unsere Diskussion bisher ‚nur‘ von einem Trauma ausgegangen ist: Picards einseitiges Austauschprogramm mit den Borgs. Wobei dies auch das einzige Trauma ist, so meine ich, das später weitergehend als Trauma thematisiert wird.

          Auch kam ich bis jetzt nicht auf die Idee Picards recht merkwürdige Entwicklung mit seinen traumatischen Erlebnissen in Verbindung zu bringen.

          Allerdings habe ich das Gefühl, dass dies nicht die Folge einer sorgfältigen Charakterentwicklung – sondern nur Zufall ist. Das schon im Laufe der TNG-Kinoserie das Interesse an der Weiterentwicklung des Serien-Picards immer weniger wurde. Aber vielleicht bin ich da einfach nur zu pessimistisch.

          Mich stört eigentlich gar nicht so die Masse der Toten, sondern das es billige Tode sind, die zum einen mit einen Schulterzucken abgehakt werden, oder für die Erzählung nicht notwendig waren. Discovery finde ich da sogar noch schlimmer einfach, weil tote Charaktere dazu neigen wiederaufzutauchen – und wenn es nur die Spiegel-Dimensions-Version eines Charakters ist – der Tod wird damit in meinen Augen entwertet.

          LL&P

          Thure

    1. Hallo Michael,

      danke für Deine lange Nachricht. =)

      Thure schrieb, dass er dir nicht widersprechen kann. Ich werde es etwas tun. 😉

      Bei so pauschalen Aussagen, die auch noch so verheerend abstempeln, habe ich ja meine Probleme. Zudem ist für mich Picard nicht in der ganzen Serie ein Arschloch. Die Umstände, sein Zurückziehen, sein Alter, sicherlich auch seine Krankheit, die lange Zeit des Verkriechens führten sicherlich dazu, dass er nicht auf dem Laufenden, Überheblich und nicht in der Lage ist, andere an seinen Gedanken teilhaben zu lassen und sie mit seiner Art ordentlich überfährt. Mal ist es schlimmer damit, mal scheint er jenseits altbekannter Werte unterwegs zu sein und Unmut kann dabei geweckt werden, wenn man nicht weiß wohin es gehen soll. Die Erzählweise verlangt uns hier schon etwas ab. Wir sind nicht gewohnt, eine 1/10-Handlung wöchentlich von Star Trek zu sehen. Und sein, wie ich finde, wiederfinden für angebrachteres Zwischenmenschliches kam wohl für manchen Zuschauer (zu?) spät. Ich sehe es als eine Entwicklung und „Nepenthe“ hat ihm hierzu viel gebracht. Im folgenden Cast sprechen wir/ spreche ich über die Szenen, in denen ich finde, da er hierzu Früchte erntet. Er hat 7/10 gebraucht, um wieder umgänglicher, einfühlsamer zu werden. Der Alte ist er nicht, das kann er auch nicht sein. (Ich glaube ja in Nemesis hatte er ne Midlifecrisis. ;-))

      Die Inszenierung macht mir allerdings auch Probleme. Ich finde man verschwendet mit manchen Szenen/Motiven Zeit und in anderen bleibt dann nicht genug. Die Geschichte bietet Stoff für weit mehr Episoden, aber wie man stellenweise demonstrativ trödelt, erweckt es beinahe den umgekehrten den Eindruck.
      Das Hin- und Herschalten bspw. zum Kubus die Staffel über war für mich stellenweise richtig langweilig. Dabei gab es auf dem Kubus wichtige Dinge zu erfahren, aber oft wurde nichts neues(?)/ interessantes erzählt. Das Erzähltempo wechselt stark… Ich habe das Gefühl, dass die Leute an den Hebeln nur „Discovery“ können und hier mit aller Gewalt versuchen es anders zu machen, das klappt aber nicht ganz. Zwischendrin wird der Wagen immer mal abgewürgt oder man hört es ordentlich krachen beim Schalten. 😉

      Auch für mich sind die Tode (sehr viele!) an vielen Stellen nicht berührend oder gar sehr zermürbend, wie bei Hugh. Versucht man hier nur zu zeigen, wie es im wahren Leben womöglich auch sein kann? Führt das aber nicht zu noch mehr Abstumpfung und hat die Inszenierung eine Verantwortung in der Hinsicht? Womöglich glauben sie, sie müssten heutzutage so viele sterben lassen. Ich glaube uns macht allen zu schaffen, dass die Handlung überhaupt die Notwendigkeit eröffnet, dass bspw. eine Seven in einem gesetzlosen Raum zur Rächerin wurde. Das führt mich zu den politischen Problemen, die, wie wir jetzt zu wissen glauben, durch Infiltration entstanden. Es brauchte aber auch früher immer einen Kirk oder einen starken Picard, um so etwas aufzudecken und wieder auf den rechten Weg zu kommen. Hier dümpelt die Lage seit 14 und mehr Jahren vor sich hin (2385 verließ Picard übrigens die Flotte, nicht 87). Das ist nicht die Utopie wie wir sie erwartet hatten, aber lasst mich in den Ring werfen: Warum kann die Serie nicht zeigen, wie man nach einer „Schlappe“ (in Ermanglung eines besseren Worts) die Intrige aufdecket und es wieder Bergauf geht? Ich hoffe zumindest, dass die Serie so geplant ist, nachdem was wir bisher sahen, dass die Föderationspolitik überdacht wird und die Flotte wieder auf Kurs kommt.

      Herzliche Grüße, bleibt gesund!
      Tanja

  3. Bei dem Thema, was Fans wollen und was ihnen gut tut…
    Das ist ein toxisches Thema. Aktuell findest du es auch in Doctor Who (bzw. wieder)

    Ihr habt die Abneigung von DS9 angesprochen.
    Da kann ich irgendwie aus meiner Erinnerung greifen.

    Baujahr ’87
    Ich weiß nicht genau wie und wann ich zu Star Trek kam. Es war in den 90ern. Ich kannte irgendwie das Trirumvirat.
    Habe die Filme gesehen und mochte TNG.
    Als es dann täglich bzw. am WE lief war es mein Highlight.
    Also als dann Voyager kam war ich Feuer und Flamme (spätestens ab der Premiere der 2. Staffel 20.15 freitags)
    Und dann sah ich da so ein “DS9” Ich wurde nicht warm damit. mal ebend nicht geguckt war ich raus.
    Dieses Staffelübergreifende war mir unbekannt.

    Heute liebe ich DS9. Ich habe auch “What we left behind” gesehen. Sehr geile Doku. DS9 war in manchen Punkten seiner Zeit vorraus. Und so mag ich auch “Filler-Episoden” wie es Nepenthe oder PIC 01×04 sind… einfach mal reinpopeln.

    1. Ja spannend, wie sich unsere Wahrnehmung auch verändert. Manchmal trifft einen etwas auf dem falschen Fuß oder zur falschen Zeit. Das erlebe ich auch bei so manchem Rewatch.

      Gerade nach der „What we left behind“-Doku musste ich mich, so wenige Monate nach dem großen Discovery-mitfiebern und -aufregen, hinterfragen. Ich habe keine geänderte Meinung zum bisherigen Discovers, womöglich kann es sein, dass ich eines Tages weniger Probleme damit habe, wer weiß wie es weiter geht. Ich will zumindest offen sein. Solange eine Staffel bzw. eine Serie nicht vorliegt, mag ich nicht pauschal werden und schaue was da kommt.

      LG und viel Gesundheit
      Tanja

  4. Hallo,

    super Podcastfolge! Danke!

    Ich fand die Fußballszene auch vorhersehbar. Mir haette es gefallen, wenn Rios auf ihre Avancen gesagt haette: “Nee lass mal”. Agnes wirkte schliesslich in der Szene so, als wenn es ihr psychisch garnicht gut gehen wuerde. Ich fand das schon bedenklich, dass Rios trotzdem darauf eingeht.

    Zur Pizza muss ich sagen, dass Riker die morgens zubereitet hat, wenn ich das richtig verstanden habe. Gegessen wurde die abends, also wahrscheinlich kalt. Oder hat er die in eine Mikrowelle geschoben? Immerhin hat er sich kochtechnisch verbessert. Es gibt doch die eine TNG-Folge, in der er Omlette ohne alles zubereitet.

    Viele Gruesse
    N

    1. …und mit Eiern, die nicht mehr ganz frisch waren. Wenn ich mich richtig erinnere, haben sie nur Worf geschmeckt!

      Essen in der Mikrowelle aufwärmen würde zwar nicht unbedingt zum naturverbundenen Aussteigertum der Riker-Trois passen 😉 , dafür aber umso mehr zu Wills (bislang bekannten) Kochkünsten! 😀

      (Davon abgesehen: seine Pizza HAT sehr lecker ausgesehen! Muss ich einfach mal zugeben.)

  5. Hi Thure!

    Ich stimme dir vollkommen zu. Wir beobachten im “New Trek” eine sich ständig weiterdrehende Spirale aus Überdramatisierung, Action und Gewaltdarstellungen. Du sagst es: Ichebs Tod war unnötig, weil Seven und ihre Fenris Ranger ohnehin genügend Gründe hatten, um Bjayzl und ihre Organisation zu bekämpfen. Vielleicht trauen die Autoren den Zuschauern nicht zu, auf diese Idee zu kommen. Darum muss eben Sevens “Sohn” von Bjayzl bzw. ihren Leuten brutal umgebracht werden. So kapiert es auch der Letzte und die Autoren können sich beruhigt zurücklehnen.

    In Folge 8 geht es genauso weiter: Narissa stürmt in einen Raum und erschießt wahllos XBs. Diese Szene erinnerte mich ziemlich stark an diverse Terroranschläge wie in Christchurch und El Paso, bei denen die Täter genauso vorgingen. “Aus Gründen” (#ausgruenden) zeigt man das jetzt auch bei STAR TREK. Ähnlich war es bei DISCO und den Kelvin-Filmen.

    Ja, der Tod von Charakteren wird entwertet! Ich finde, dass auch die Charaktere selbst entwertet werden. Falls ein Hauptcharakter wie z.B. Rios oder Soji sterben sollte, werde ich das mit einem Schulterzucken hinnehmen, nach dem Motto: “Aha, jetzt er/sie ist jetzt also tot. Gähn… So was habe ich in der Serie schon x Mal gesehen…”

    Früher starben die Redshirts in Massen. Heute wird auch in jeder Episode sinnlos gestorben, ohne dass die Charaktere eingeführt wurden. In der “schönen, neuen Streaming-Welt” hatte ich mir etwas anderes erhofft.

    LL&P
    Michael

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